Ich fange mit dem Anfang an

... Es ist furchtbar schwer, eine Liebe kaputt zu kriegen. Ehrlich, ich glaube, es gibt nichts Schwereres. Jedenfalls bei der ersten Liebe ist es so. Kann sein, man bekommt mit der Zeit Übung, aber das erstemal schafft man es nur mit Gewalt. Und ich sah keine andere Möglichkeit, ich mußte es schaffen, denn ich war überzeugt, daß Liebe und Ehe zwei verschiedene Dinge sind, die fein säuberlich getrennt werden mußten, wenn alles gut gehen sollte.
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Es gibt Leute, die behaupten später, sie hätten sich getäuscht, und es wäre keine Liebe gewesen. Das ist Unsinn. Solange sie es glaubten, haben sie wirklich geliebt, was denn sonst! Da liegt doch gerade der Hase im Pfeffer: Liebe ist eine Sache des Glaubens und die Ehe eine Sache des Verstandes. Wäre es umgekehrt, würden die Ehen länger halten. Also sagte ich mir, du wirst auf der Hut sein und keinen Mann heiraten, den du liebst. Gewiß, der, den du heiratest, muß dir gefallen, denn man kann nicht mit einem Menschen zusammenleben, den man nicht ausstehen kann, aber zwischen gefallen und lieben ist ein gewaltiger Unterschied. Wenn du ihn dann im Verlauf der Ehe auch noch zu lieben beginnst, hast du das große Los gezogen, sagte ich mir, denn dann kannst du sicher sein, daß die Ehe hält, weil du sie mit Verstand zuwege gebracht hast.

Wer kann denn den Menschen, den er liebt, nüchtern einschätzen, seine Stärken und Schwächen abwägen, prüfen, ob er zu den eigenen Stärken und Schwächen paßt oder nicht? Wer schafft das denn? Wer kann denn verliebt und nüchtern zugleich sein? Ich kenne keinen. Entweder man liebt, oder man analysiert. Aber wie machen es die meisten? Sie heiraten blind, nämlich bis über beide Ohren verliebt. Eines Tages löst sich die Liebe auf wie ein Nebel, und man sieht den anderen, wie er wirklich ist, oder man wird vom anderen gesehen, wie man wirklich ist. Von da an geht's bergab. Und wer hat die Rechnung zu bezahlen? Natürlich die Kinder...